Nimmt man die Nichtwähler noch mit ins Bild, dann ist das Ende der Volksparteien wohl kommen.
Auch im neuen Bundestag, nun mit AfD, sind gerade mal ein Dutzend Handwerker und Landwirte vertreten. Das Prekariat, die Bildungsfernen und Leiharbeiter, müssen sich also wieder mit dem begnügen, was Akademiker und Elite für sie übrig lassen. Besonders das „kleine Volk“ hat ja keine wirklichen Vertreter ihrer Interessen mehr, wird bei jeder Gelegenheit immer wieder über den Löffel barbiert. Die pflaumenweichen Gewerkschaften gehen eigene seltsame Wege, sind womöglich von Trojanern unterwandert, wie viele vermuten, die ausgetreten sind.
Auch die großen Parteien haben über die Hälfte ihrer Mitglieder verloren. Wer da mal Einblick in die Parteistrukturen gefunden hat, der dreht sich enttäuscht ab – manchmal auch angewidert. Einen Parteienstaat haben trickreiche Strategen aus dem parlamentarischen Rechtsstaat gemacht, orchestriert mit einer Unzahl Lobbyisten, für die Deutschland zum Schlaraffenland wurde. Wenn die Wähler sich im Parlament nicht mehr wiederfinden, nagt das an den Fundamenten der Demokratie. Wenn Politik und Volk nicht weiter auseinanderdriften sollen, dann muss umgesteuert werden.
Es könnte aber leicht sein, dass die parlamentarischen Demokratien insgesamt obsolet werden. Das zeichnet sich in Ländern ab, wo man bereits geführte und gesteuerte „Demokratien“ sieht. Denn auch in der Zukunft heißt es: Wirtschaft und Geld regieren die Welt. Das sollte man nicht durch die rosarote Brille sehen. In der globalisierten Welt geht es brutal zu, haben doch viele Länder mit einer Demokratie nichts am Hut – dort regiert der Stärkere! Diktatoren und Oligarchen, Monarchen und Potentaten regieren Länder, mit welchen parlamentarische Demokratien Geschäfte machen wollen und wohl auch müssen. Deshalb werden heute bereits heikle Waffengeschäfte am Bundestag vorbei getätigt. Das ist lange bekannt, der Bürger sieht desinteressiert weg.
Künstliche Intelligenz und Industrie 4.0 bedrohen viele, die heute noch „Nazi raus“ rufen, mehr, als diese ahnen. Wie lange man Demokratie als Vision noch aufrecht halten kann, werden wir sehen. Ungefragt wird auch in Deutschland über den Bürger hinweg regiert. Nicht einmal den Bundespräsident darf der Deutsche in Volksabstimmung wählen, so wenig traut man ihm über den Weg.
Sollte es in nächster Zeit zu größeren Katastrophen kommen, sei es durch Seuche, Wetter- oder Finanzcrash, dann scharen sich die Leutchen evtl. wieder um eine „Volkspartei“ – oder rufen gleich wieder nach einem starken Mann/Frau! Drei Tage kein warmes Mittagessen, das ändert ohnehin alles schlagartig.
Jedenfalls schäme ich mich im Nachhinnein für den letzten Bundestagswahlkampf. Wichtige Themen wurden einfach ausgeblendet. Auch weil die Bevölkerung keine schlechten Nachrichten oder schwierigen Themen haben möchte. Die Parole heißt immer noch: Ich will Spaß und Party! Friede, Freude, Eierkuchen!
Dabei hört man aus der Ferne „Nearer my god to Thee“ – die Kapelle spielt bereits!
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