Praxisbuch Sexuelle Störungen
Oft fängt es harmlos an: Man fühlt sich von Flugzeugen angezogen, möchte deren Düsen erst fotografieren, dann mehr. Bis es zur Objektophilie wird.
Phänomene wie Objektophilie, obszöne Telefonanrufe, Uro- oder Koprophilie (d.h. sexuelle Praktiken mit Urin oder Kot), Klismaphilie, Zoophilie (Tiere), Nekrophilie (Leichen), die Vorliebe für Partner mit anatomischen Abnormitäten, wie z.B. amputierten Gliedmaßen (Amputophilie oder Amelotatismus) und viele andere Bindungen sexueller Erregung an außergewöhnliche, für die meisten Menschen sexuell bedeutungslose Situationen, werden in dem Buch besprochen, therapeutische Hilfe aufgezeigt.
Therapeuten, die mit paraphilen Patienten arbeiten, müssen sich mit der Frage auseinandersetzen, ob sie paraphile Interessen als veränderbar ansehen. Empirisch ist diese Frage bislang nicht geklärt. Klinisch werden Veränderungen über die Lebensspanne ebenso berichtet wie stark fixierte Interessen, die sich im Laufe des Lebens gar nicht verändert haben. Insofern sollte das Vorgehen stark individualisiert sein. Zu bedenken ist, dass beide Positionen problematische Implikationen haben könnten. Kritisch an der Betonung einer Unveränderbarkeit ist, dass Ambivalenzen von Betroffenen hinsichtlich einer Veränderung ihrer bisherigen Sexualität reduziert werden könnten und somit die paraphile Symptomatik durch die Behandlung eher stabilisiert werden könnte. Damit bliebe gerade bei bestehender Fremdgefährdung ein zentraler Risikofaktor unbehandelt. Möglicherweise würden aber auch Selbstwirksamkeit und die Fähigkeiten zur Selbstkontrolle durch die Betonung einer Unveränderbarkeit negativ beeinflusst. Auf der anderen Seite ist zu beachten, dass die Annahme eines veränderbaren sexuellen Interesses die Wirksamkeit therapeutischer Maßnahmen überschätzen könnte und wertvolle Ressourcen letztlich für ein unrealistisches Behandlungsziel eingesetzt würde.
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Hat dies auf Flieger grüss mir die Sonne und grüss mir den Mond… rebloggt.
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