Rasenmäher sollen die Luft in Europa nicht mehr unbegrenzt verschmutzen dürfen. Das Europaparlament in Straßburg hat Emissionsgrenzwerte für Verbrennungsmotoren von Maschinen beschlossen, die nicht für den Straßenverkehr bestimmt sind.
Wie viele Rasenmäher es in Deutschland gibt? Ich weiß es nicht. Knapp 10 000 Klein- und Sportflugzeuge sollen es aber sein, die mit Avgas (Flugbenzin) unsere Luft verpesten. Ein großer Teil davon fliegt in Berlin- Brandenburg lustige Runden.
Seit heute morgen sieht man über der Rummelsburger Bucht und Umgebung wieder die bekannten fetten „Kondensstreifen“, die wir gerade drei Tage vermißt haben. Klar, die Luftfeuchte hat sich auch erheblich verändert.
Als Wassersportler weiß man, dass man in der Rummelsburger Bucht besser nicht badet. Es ist eines der belastetsten Gewässer Berlins. Wenn man da so mit dem Bötchen herumschippert, kommt man schon ins Grübeln. Während sich die gut gefilterten Rauchschwaden des Kraftwerkes Rummelsburg schnell verflüchtigen, bleiben die Abgasfahnen der Flugzeuge zäh am Himmel stehen. Einige natürliche Wolken ziehen niedrig unter den Trails davon, die wie hingemeißelt stehen bleiben, die „Cirrus artificialis“!
Die enorme Vergasung des Himmels über der Rummelsburger Bucht und der Halbinsel Strahlau hat man aber auch an den wolkenlosen kondenssteifenfreien Tagen bereits geahnt. Richtig blau ist der Himmel hier nicht mehr – eher chlorhühnchenfahl bis bariumgrau. Ob die Käufer der teueren Eigentumswohnungen dies geahnt haben, unter welchem Himmel sie ihr Luxusdomizil kaufen?
Das seit langer Zeit dort ungenutzt liegende „Jugendschiff“ wird wohl weiterhin ungenutzt verrotten – die Luxusmieter von Strahlau könnten sich gestört fühlen.
Der verschissene Himmel scheint sie weniger zu beunruhigen, fliegt man doch selbst gerne und oft.Und bestehen Flugzeugabgase nicht überwiegend aus harmlosem Wasserdampf?
Dadurch, dass die vielen Kondensstreifen heute wieder aufgetaucht sind, kann man sich das Ausmaß der verblasenen Schadstoffe eigentlich gut ausmalen. Das müssen Mengen sein. Dabei ist über Strahlau offensichtlich ein Flugverkehrs-Knotenpunkt, der vom Aufkommen in Tegel abhängig ist. Je mehr Flugzeuge anfliegen, desto größer die Warteschleifen, zu welchen man ab Rummelsburg bzw. Lichtenberg abdreht. Bis hinter Straußberg und die Märkische Schweiz gehen die Warteschleifen dann, um von dort wieder Richtung Tegel anzufliegen.
Bis zu 10 Prozent des über Berlin und Brandenburg vergasten Kerosins wird in solchen Warteschleifen verballert. In Gesamt-Deutschland und Europa sind die Zahlen ähnlich.
Das ist doch schön, oder? Wenn ich mir den außergewöhnlich vergasten Himmel über Strahlau ansehe, dann möchte man nicht wirklich durchatmen. Zum Glück wird der harmlose Wasserdampf ja verblasen – wohin eigentlich?
Ein paar Sachen sind aber doch komisch. Heute morgen hatten wir bis auf 2700 m hinauf sehr feuchte Luft – teilweise 86 % RELH! Die anfliegenden Flugzeuge haben über Strahlau bereits Anflughöhe unter 2000m ! Auf der typischen Anflughöhe hatten wir heute morgen satte 83% RELH. Wenn hier das reichliche Wasser aus der Kerosinverbrennung dazukommt, dann … ja was passiert denn dann? Kondensstreifen? Aber hoppla – dort oben waren auch schnuckelige 7,2 Grad – plus!
Kein Wunder also, dass Millionen aufgewandt werden, um dem Phänomen der persistenten Cirrus artificialis auf die Spur zu kommen! Denn die für Kondensstreifen eigentlich nötigen Temperaturen hatten wir erst bei knapp 10 000m – aber dort war die Luft nur 35% RELH feucht! Seltsam!
Durch Augenschein konnte man sich heute also überzeugen, dass die anfliegenden Flugzeuge reichlich Wasser in Anflughöhe verbliesen, das tun sie zwar immer, aber heute durch „Kondensstreifen“ überdeutlich sichtbar!
Ob diese durch die zalreichen Flugzeuge zusätzlich in die Atmosphäre eingebrachte erhebliche Wassermenge dazu geführt hat, dass sich die zur Erde gefunkten Wetterdaten so verschoben?
Zum frühen Nachmittag hin hatten wir auf den Anflughöhen der Flugzeuge satte 100% RELH Wassergehalt in der Luft. Eigentlich kein Wunder, bei den in den Abgasfahnen der Flugzeuge enthaltenen Wasser! Und die kamen heute wieder fast im Minutentakt herein – aus allen Winkeln der Welt.
Ab 2000 m wurde die Luft dann sehr trocken, mit wenigen 11% RELH. Bis hinauf auf 12 000 m eigentlich keine kondensstreifenfähigen Verhältnisse. Dann eine feuchte Schicht von nur 200 m mit über 60% RELH, von der aus es dann sehr, sehr trocken wurde.
Früher wurden Umweltschützer ja gerne gemaßregelt, wenn sie nach Gründen für die sehr tief liegenden Cirrus artificialis fragten: Das könne der Laie gar nicht abschätzen, auf welcher Höhe ein Kondensstreifen gezogen wird. Die Zeiten sind aber vorbei. Die Flugradardaten sind sehr genau und auch für Laien zeitnah zu bekommen, wie auch die Luftverhältnisse in allen Höhen ständig von Wettersonden zur Erde gefunkt werden.
Was also am Himmel geschieht, ist mehr als seltsam. Alle offiziellen Bedingungen für die Kondensstreifenbildung sind auf den Kopf gestellt. Der sog. Wolkenpapst der Uni Mainz ist gar halsbrecherisch mit an Flugzeug hängenden Schlepptorpedos in die zähen Kondensstreifen hineingeflogen, um das erstaunliche Phänomen, das in dieser Form relativ neu ist, zu erkunden.
Ein kleiner Tipp:
Auch bei der Verbrennung von Raketentreibstoffen entstehen im Wesentlichen – je nach Art des Treibstoffs – Wasserdampf und gegebenenfalls auch feste Bestandteile wie Ruß. Die Booster von Feststoffraketen beinhalten vorwiegend Ammoniumperchlorat und Aluminium, woraus dann in allen Höhen sehr dichte Aerosolstreifen aus Salzsäure und Aluminiumoxid entstehen.
Was haben aber Raketentreibstoff und Kerosin der Flugzeuge miteinander zu tun? Was KEROSOLE (lustig Slurry genannt) sind – das können sie hier lesen. Falls sie zu den wenigen Menschen gehören, welche die Vergasung des Himmels überhaupt interessiert.
Hat dies auf Treue und Ehre rebloggt.
LikenGefällt 1 Person
Ich war heute wieder dort auf dem Wasser. Die Grenzwerte von Blei, Cadmium, Kupfer, Zinn und Quecksilber werden flächendeckend zum Teil bis zum sechsfachen überschritten – toxische Effekte werden erwartet. Zu deutsch: Der Rummelsburger See ist giftig! Dass immer wieder Kinder dort baden, ist eigentlic unverantwortlich.
Das wäre doch mal was für #MüllerBerlin?
http://www.abendblatt-berlin.de/2016/02/15/rummelsburger-see-bleibt-ein-giftloch/
LikenLiken